Kommunale IntegrationszentrenIntegration durch Bildung

Menschen stehen in einem Kreis zusammen und legen die Hände in der Mitte übereinander.
Kommunale Integrationszentren als Partnerinnen einer weltoffenen Hochschule

Wichtige Partnerinnen einer weltoffenen Hochschule

Mit den Kommunalen Integrationszentren, die auf Basis des ersten Teilhabe- und Integrationsgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) aus dem Jahr 2012 in allen Kreisen und kreisfreien Städten eingerichtet wurden und durch das Land gefördert werden, verfügt NRW über eine flächendeckende Infrastruktur zur Gestaltung der Integrationspolitik vor Ort. Als wesentliche Aufgaben definierte das Gesetz die Gestaltung der Integration als Querschnittsaufgabe sowie die Integration durch Bildung. Diese anspruchsvollen Aufgaben sollen die Kommunalen Integrationszentren dabei nicht allein erbringen; vielmehr sollen sie eine koordinierende, netzwerkende Funktion in den Städten und Kreisen wahrnehmen und die „auf das Zusammenleben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote der kommunalen Ämter und Einrichtungen sowie der freien Träger vor Ort“ (§ 7, Abs. 1,2 TIntG NRW 2012) aufeinander abstimmen und deren Potenziale heben. Durch die Novellierung des Gesetzes im Jahr 2022 sind diese Aufgaben insofern erweitert worden, als dass die Kommunalen Integrationszentren auch die ehrenamtlichen Angebote in den Kommunen, insbesondere für geflüchtete Menschen und weitere Neueingewanderte koordinieren und unterstützen sollen (§ 8 Abs. 1,3 TIntG NRW 2022). Die Rolle der Kommunalen Integrationszentren folgt damit dem Ansatz der Governance beziehungsweise der Netzwerkkommune.1

Als Partnerinnen einer weltoffenen Hochschule spielen die kommunalen Integrationszentren ebenfalls eine bedeutende Rolle, wie am Beispiel des Studienortes Aachen der HSPV NRW deutlich wird. Eine Besonderheit dieses kleinen Studienortes liegt darin, dass die Zusammenarbeit mit den Einstellungsbehörden über kurze Wege realisiert werden kann. Zudem gibt es allein in Aachen zwei Kommunale Integrationszentren: das der Stadt Aachen sowie das der StädteRegion Aachen. Beide sind fußläufig vom Studienort der HSPV NRW zu erreichen. Daneben sind auch die Integrationszentren der Kreise Düren und Heinsberg von Bedeutung für den Studienort Aachen, weil die Studierenden aus beiden Kreisen ebenfalls am Studienort Aachen qualifiziert werden.

Entsprechend kann die HSPV NRW von einer vielfältigen Studierendenschaft profitieren und auch die Erfahrungen, die die Studierenden im Rahmen des praktischen Teils ihres Studiums oder in Zusammenarbeit mit den Kommunalen Integrationszentren erlangen, nutzen. So werden die Kommunalen Integrationszentren etwa in den Einführungswochen den Studierenden vorgestellt und besuchen die Studierenden Fortbildungsveranstaltungen der Integrationszentren zu interkulturellen Kompetenzen. Einige Studierende der StädteRegion Aachen haben bereits vor ihrem Studium beim Kommunalen Integrationszentrum hospitiert.

Umgekehrt werden die Studierenden im Rahmen des theoretischen Teils ihres Studiums an der HSPV NRW in verschiedenen Modulen auf ihre zukünftigen Aufgaben in einer vielfältigen Gesellschaft und einer diversen Verwaltung sowie insbesondere in den Kommunalen Integrationszentren vorbereitet. Dies erfolgt neben den grundlegenden Modulen, wie etwa Soziologie, Psychologie oder Ethik, auch im Training sozialer Kompetenzen. Eine besondere Bedeutung hat das Modul Interkulturelle Kompetenz, wo entsprechende Fähigkeiten vermittelt und erlangt werden. Auch das Wahlmodul Migration und Integration, in dem ausländerrechtliche und sozialwissenschaftliche Inhalte vermittelt werden, ist relevant, weil hier unter anderem das Zusammenwirken von ordnungsbehördlichen und freiwilligen Aufgaben der Kommunen im Kontext von Migration und Integration thematisiert wird. Am Studienort Aachen ist in diesem Rahmen auch ein Besuch des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Aachen sowie der Ausländerbehörde der StädteRegion Aachen geplant.

Weiter werden Seminare und Projekte mit Bezug zu den Themen Migration, Integration und Interkulturelle Öffnung der Verwaltung in Zusammenarbeit mit den Kommunalen Integrationszentren angeboten. Am Studienort Aachen wurde beispielsweise die Einführung des Kommunalen Integrationsmanagements in der StädteRegion im Rahmen eines Studierendenprojektes im Jahr 2021 vorbereitet und kritisch beleuchtet. Das Seminar „Flucht, Migration und Integration als Herausforderung für Staat und Verwaltung“ (2022) thematisierte die internationale Bedeutung von Asyl und Migration und die Historie der Integrationspolitik in der Bundesrepublik Deutschland und in Nordrhein-Westfalen. Zudem wurde ein Blick auf die Lebensbedingungen und Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund geworfen und die Bedeutung für den Staat und die Verwaltung in der Bundesrepublik Deutschland kritisch hinterfragt.

Daneben sind die Kommunalen Integrationszentren als Partnerinnen für praxisorientierte Forschungsprojekte relevant. So begleiten Prof. Dr. Katrin Möltgen-Sicking (Studienort Aachen) und Prof. Dr. Henrique Otten (Studienort Münster) das Kommunale Integrationszentrum der StädteRegion Aachen wissenschaftlich bei dem Prozess der Migrationsgesellschaftlichen Öffnung. In diesem Rahmen sind sie auch als Expert/innen auf Veranstaltungen im Raum Aachen, wie etwa dem „Fachtag Migration“ der StädteRegion Aachen in 2023 oder dem Integrationskongress des Kreises Heinsberg in 2024 gefragt.

Umgekehrt profitiert die Hochschule von den Kompetenzen zahlreicher Lehrbeauftragter aus den Kommunalen Integrationszentren oder den Integrationsbereichen der kreisangehörigen Gemeinden im Raum Aachen, die am Studienort in Aachen die Module Interkulturelle Kompetenz, Training Sozialer Kompetenzen oder Politikwissenschaft lehren. Weiter können die Netzwerke der Kommunalen Integrationszentren genutzt werden, um eine breitere Zusammenarbeit in der Region zu fördern und den Austausch zwischen verschiedenen Gruppen zu erleichtern.

Die Kommunalen Integrationszentren sind aber nicht nur für den Studiengang Kommunaler Verwaltungsdienst von Bedeutung, sondern auch für den Polizeivollzugsdienst. Mitgewirkt haben beide Integrationszentren, das der Stadt und das der StädteRegion Aachen, etwa beim „Tag der Menschenrechte“ des Studienortes Aachen im Oktober 2023. Der Extremismusbeauftragte des Polizeipräsidiums Aachen steht in engem Austausch mit dem Integrationszentrum der StädteRegion Aachen zum Thema „Rassismuskritik“. Insofern stellen die Kommunalen Integrationszentren nicht nur wichtige Anlaufstellen für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Governanceakteure in der Verwaltung dar, sondern können auch einen wichtigen Beitrag zur Integration beider Fachbereiche am Studienort Aachen leisten.

 


1 Vgl. detailliert Möltgen-Sicking (2023): Local Governance im Politikfeld Integration unter besonderer Berücksichtigung der Kommunalen Integrationszentren in Nordrhein-Westfalen. In: Bätge, F., Effing, K., Möltgen-Sicking, K., Winter, T. (Hg): Integration in Kommunen. Wiesbaden: Springer VS, S. 303-330.