Wertebildung oder Beziehungsbildung?Neue Wege in der Aus- und Fortbildung der Polizei

Am 25. April 2022 fand am Studienort Duisburg der HSPV NRW eine Tagung statt, in deren Rahmen Grundlagen und Beispiele von ethischen Fort- und Weiterbildungsformaten für die Polizei diskutiert wurden.

Im Zentrum der Diskussion standen neue Ansätze der Wertebildung und Beziehungsbildung. Damit wurden die aus verschiedenen Richtungen laut werdenden Forderungen nach einer Stärkung der Wertebildung von Polizistinnen und Polizisten aufgegriffen. Mit dem Verweis auf das Thema Beziehungsbildung wurden zugleich besondere Anforderungen eines auf Erfahrungen und Dialog konzentrierten Bildungsprozesses einbezogen.

Organisiert wurde die Tagung von Dr. Marc Pauly von der Rijksuniversiteit Groningen und Dr. Emanuel John von der HSPV NRW. Anlass der Kooperation war ein Treffen auf einer Tagung in Groningen, bei dem es um das Gelingen von Dialogen, insbesondere in polarisierenden, konfliktgeladenen Situationen, ging.

Unter den rund 75 Teilnehmenden waren Angehörige verschiedener Polizeibehörden in Deutschland, zivilgesellschaftlicher Organisationen und wissenschaftlicher Institutionen aus dem ganzen Bundesgebiet. So wurde vor dem Hintergrund der verschiedenen Vorträge aus Theorie und Praxis ein vielschichtiger Austausch über Herausforderungen und Ansätze zu neuen Bildungsformaten für Polizistinnen und Polizisten möglich.

Den Auftakt machten Sarah Stein (NRW-Innenministerium) und Dr. Carsten Dübbers (Landeskriminalamt NRW), zwei ehemalige Angehörige der „Stabsstelle Rechtsextremistische Tendenzen in der Polizei NRW“, die verschiedene Herausforderungen und Vorschläge zur Wertebildung aus dem Abschlussbericht ihrer ehemaligen Stabsstelle erläuterten. Im Anschluss stellte Dr. Marc Pauly Überlegungen zum Gelingen eines Dialogs an. Sein Vortrag wurde durch eine praktische Vorführung des Anne Frank Huis Politie Teams, bestehend aus der Referentin des Anne Frank Hauses Amsterdam (Wies Dinsbach) sowie zwei Vertretern der Niederländischen Polizei (Michel Theeboom und Johann Pieters), ergänzt.

Die zweite Hälfte des Tages begann mit einem Vortrag von Rabbiner David Geballe (Jüdische Gemeinden Duisburg, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr), in dem er auf die Wichtigkeit und den Anspruch auf Dialog aus der Perspektive der jüdischen Gemeinden in Deutschland einging. Die theoretischen Überlegungen von Jana-Andrea Frommer (HSPV NRW, EMPATHIA³) zum Umgang mit Vorurteilen in Bezug auf Bildungsformate, in denen Begegnungen stattfinden, ergänzten diese Diskussion.

Eine Präsentation des Grenzgangs des Zentrums für ethische Bildung und Seelsorge (ZeBuS) von Stefan Heimbuch und Dr. Johanna Wagner (beide LAFP NRW, ZeBuS) fokussierte die Bedeutung von Bildungsformaten, die Raum zur Auseinandersetzung mit Erfahrungen im polizeilichen Alltag geben.

Den Abschluss machte Prof. Dr. Frauke Kurbacher (HSPV NRW) mit einer Reflexion des Begriffs der Haltung, in dem sich Werteorientierungen mit der Bereitschaft zur Begegnung mit anderen verbinden.