Austausch und NetworkingEinsatz sozialer Roboter im öffentlichen Sektor

Teilnehmende der Veranstaltung posieren vor einer Fotowand für ein Gruppenbild.
Einige Teilnehmende der Veranstaltung

Innovationsfähigkeit öffentlicher Verwaltungen stärken

Am 15. April 2024 fand in der Zentralverwaltung der HSPV NRW in Gelsenkirchen ein Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch über den Einsatz sozialer Roboter im öffentlichen Sektor statt. Die Veranstaltung richtete sich an Forschende aus dem Bereich soziale Robotik sowie an Praktikerinnen und Praktiker aus dem öffentlichen Sektor, die bereits Erfahrungen mit dem Einsatz sozialer Roboter gemacht haben oder einen Einsatz anstreben. Der Austausch bot die Gelegenheit zur Vernetzung und sollte Anregungen für den Einsatz von sozialen Robotern geben. Besucht wurde die Veranstaltung von 25 Personen – vom Master-Studenten bis zum Beigeordneten. Initiiert und moderiert wurde das Format von Prof. Dr. Andreas Gourmelon und Esther Herfurth.

Angesichts der sich verschärfenden Personalnot im öffentlichen Sektor, sind innovative Lösungs- und Handlungsstrategien notwendig, um die Leistungsfähigkeit öffentlicher Verwaltungen zu gewährleisten. Künstliche Intelligenz (KI) und Roboter mit sozial-interaktiven Fähigkeiten bergen großes Potenzial zur Abmilderung der Personalnot – so sind sie zum Beispiel in der Lage, Beschäftigte von Routinetätigkeiten zu entlasten. Weiterhin ist es mit diesen Systemen besser möglich, mit den Dienstleistungen öffentlicher Verwaltungen den Anforderungen einer diversifizierten Gesellschaft gerecht zu werden. Beispielsweise können Dienstleistungen passgenauer für Bürgerinnen und Bürger unterschiedlicher ethnischer Herkunft erstellt werden, indem die KI verschiedene Sprachen verwendet.

Die Entwicklung und der Einsatz sozialer Roboter sind jedoch mit großen Herausforderungen verbunden. Aus diesem Grund lag das Ziel der Veranstaltung darin, sich über Erfahrungen bezüglich technischer, ethischer und rechtlicher Fragestellungen auszutauschen sowie gemeinsam über Maßnahmen zur Förderung der Akzeptanz und der erfolgreichen Integration sozialer Roboter in den Arbeitsalltag von Verwaltungen zu diskutieren.

Dafür wurden mit den Teilnehmenden im Rahmen eines World Cafés an insgesamt vier Thementischen in mehreren Gesprächsrunden unterschiedliche Fragestellungen diskutiert. Vier Kolleginnen und Kollegen aus dem Projekt RuhrBots, an dem die HSPV NRW als Partner beteiligt ist, übernahmen dabei die Rolle der „Gastgeberinnen und Gastgeber“: Rita Zöllner (Evangelische Hochschule Nürnberg), Matheea Beder (Hochschule Ruhr West), Marcel Finkel (Hochschule Ruhr West) und Martina Braun (Hochschule Niederrhein). Sie moderierten die Gesprächsrunden an den jeweiligen Tischen.

Gesprächsrunden

  • Im Café „Schalke“ wurde der Einsatz von Robotern aus Sicht der Beschäftigten diskutiert. Unter der Moderation von Matheea Beder tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, mit welchen Hoffnungen, Befürchtungen, Sorgen und Widerständen beim Einsatz sozialer Roboter zu rechnen ist und wie man damit umgehen kann. Große Hoffnung bei den Beschäftigten erzeugt die Vorstellung, dass KI und Roboter sie von repetitiven Tätigkeiten entlasten könnten. Demgegenüber gibt es Sorgen, dass die eigene Arbeit entwertet wird und man gegebenenfalls nur noch Zuarbeiter des Roboters ist. Als Lösungsansätze wurden von den Teilnehmenden unter anderem eine zielgerichtete Kommunikation zum Einsatzzweck bei gleichzeitiger Herausstellung des Nutzens der Roboter sowie die aktive Beteiligung der Beschäftigten bei der Entwicklung und Einführung dieser innovativen Technologie vorgeschlagen.
     
  • Welche technischen Probleme beim Einsatz sozialer Roboter auftreten können und welche Lösungen es dafür gibt(Aspekte der Technik), wurde im Café „Bulmke-Hüllen“ mit Gastgeberin Martina Braun besprochen. Kritisch diskutiert wurde dabei vor allem die „Black-Box“-Problematik der KI-Systeme – niemand kann genau erklären, wie die KI zu Entscheidungen, Empfehlungen etc. kommt. Als eine Einschränkung der Einsatzmöglichkeiten von sozialen Robotern wiesen die Teilnehmenden darauf hin, dass aktuelle Modelle geringe motorische Fähigkeiten aufweisen. Zudem sind sie durchaus reparaturanfällig und wenig robust.
     
  • Im Café „Ückendorf“ wurde mit Gastgeber Marcel Finkel die rechtliche Perspektive eingenommen. Diskutiert wurde, wie ein rechtskonformer Einsatz von Robotern zum Beispiel im Hinblick auf Datenschutz und Personalvertretungsrecht gelingen kann. Als notwendig für den Robotereinsatz stellte sich eine Einwilligungserklärung zur Datenverarbeitung seitens der Nutzenden heraus. Die Teilnehmenden schlugen vor, dass der Roboter lediglich innerhalb eines festgelegten räumlichen Radius agiert, um die Risiken bei der Datenverarbeitung zu minimieren. Datenschutzrechtlich höchst problematisch ist es, wenn der Roboter Nutzende wiedererkennen sollte – die Lösung kann jedoch nicht darin liegen, technische Möglichkeiten ungenutzt zu lassen und quasi „demente“ Roboter einzusetzen. Unerlässlich sei weiterhin, die Rechte der Beschäftigten zu wahren und zum Beispiel  eine „Überwachung“ ihrer Tätigkeiten durch die Roboter zu verhindern. Eine Empfehlung der Anwesenden lautete, sich bei der Frage nach Rechtskonformität beim Robotereinsatz an Lösungsansätzen bereits eingesetzter Systeme zu orientieren (etwa Videoüberwachung).
     
  • Im Café „Bismarck“ wurde schließlich mit Gastgeberin Rita Zöllner die Frage besprochen, welche Anwendungsmöglichkeiten und Funktionalitäten ethisch vertretbar sind (Perspektive Anwendungsmöglichkeiten und Ethik). Als geeignete Einsatzorte wurden Bereiche mit hohem Kundenkontakt, wie etwa am Empfang einer Verwaltung, vorgeschlagen. Es wurde angeregt zu hinterfragen, welche Rolle den Robotern zugeschrieben wird – in welchen Kontexten sollten sie beispielsweise nur Sachinformationen liefern und wo ist es vertretbar (gegebenenfalls auch erforderlich), dass Roboter auf der sozio-emotionalen Ebene mit Nutzenden kommunizieren. Ein genereller Einsatz von Robotern sei nicht empfehlenswert, stets müsse deren Einsatz im Einzelfall geprüft werden. Dabei müssten auch Diskriminierungsrisiken durch die KI (algorithmic bias) berücksichtigt werden.
  • Gruppentische, die im Senatssaal stehen.
    Die Veranstaltung fand im Senatssaal der HSPV NRW statt
  • Aufnahme von Teilnehmenden, die im Senatssaal diskutieren.
    Networking und Austausch stand im Mittelpunkt der Veranstaltung
  • Teilnehmende der Veranstaltung sitzen an einem Gruppentisch und diskutieren.
    Auch ethische Fragen wurden intensiv diskutiert
  • Teilnehmende sitzen an einem Gruppentisch uns diskutieren.
    Hoffnungen, Erwartungen und Sorgen von Beschäftigten müssen beim Robotereinsatz berücksichtigt werden
  • Teilnehmende unterhalten sich im Rahmen des World-Cafés.
    Austausch im World-Café
  • Zwei Teilnehmer sitzen an einem Tisch.
    Dr. Alexander Arntz und Jörg Ribbeck
  • Teilnehmende diskutieren und halten Ergebnisse fest.
    Ergebnispräsentation durch Gastgeberin Martina Braun
  • Die Teilnehmenden diskutieren und halten Ergebnisse fest.
    Ergebnispräsentation durch Gastgeber Marcel Finkel
  • Die Teilnehmenden diskutieren und halten Ergebnisse fest.
    Ergebnispräsentation durch Gastgeberin Matheea Beder
  • Die Teilnehmenden diskutieren und halten Ergebnisse fest.
    Ergebnispräsentation durch Gastgeberin Rita Zöllner
  • Vorstellung eines digitalen Ökosystems für soziale Roboter als Netzwerk für Stadtverwaltungen.
    Vorstellung eines digitalen Ökosystems für soziale Roboter als Netzwerk für Stadtverwaltungen

Nach dem World Café und einem gemeinsamen Mittagessen wurden die Erkenntnisse aus den Gruppendiskussionen von den Gastgeberinnen und Gastgebern vorgestellt. Ergänzt und bereichert wurde die Veranstaltung durch eine Präsentation von Prof. Dr. Simone Roth, Medina Klicic und Matheea Beder zum Aufbau eines digitalen Ökosystems für soziale Roboter als Netzwerk für Stadtverwaltungen. Ziele des Ökosystems sind der Aufbau und die Erweiterung einer Wissensbasis zur Gewinnung beziehungsweise zum Transfer von Forschungserkenntnissen. Zu diesem Zweck wird von Prof. Roth und ihren Mitarbeiterinnen eine digitale Plattform pilotiert, die den Wissenstransfer und die direkte Kollaboration von Anbietern und Nachfragenden ermöglicht.

Die Veranstaltung endete mit einem Abschlussstatement durch Prof. Dr. Andreas Gourmelon. Der Austausch zum Thema „Einsatz sozialer Roboter im öffentlichen Sektor“ soll – so die Rückmeldung der Teilnehmenden – fortgeführt werden.

Ein großer Dank richtet sich an die Kolleginnen und Kollegen der Zentralverwaltung und aus dem Projekt RuhrBots, deren Unterstützung maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen hat.

Teilnehmende der Veranstaltung stehen jubelnd vor einer Fotowand.
Freude über die erfolgreiche Veranstaltung