Aktionen gegen das VergessenStudentisches Engagement in Aachen

  • Polizeistudierende reinigen Stolpersteine.
    Reinigung der Stolpersteine
  • Aufnahme eines Ehrengrabs in Aachen mit zwei Grabkerzen.
    Ehrengrab in Aachen

Studierende des Studienorts Aachen haben durch die Reinigung von Stolpersteinen und die Pflege eines Ehrengrabs ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt

Reinigung von Stolpersteinen

„Die Feuerwehr… tat jedoch nichts, um das Feuer zu löschen.“ Unter diesem Leitgedanken, einem Zitat von Arieh Eytan, Augenzeuge des Brandes der Aachener Synagoge am 9./10. November 1938, standen die lokalen Gedenkfeiern rund um die sogenannte Reichspogromnacht. Wie schon in den Vorjahren durften Studierende der HSPV NRW sich an den Feierlichkeiten beteiligen. Im Rahmen eines kleinen Festaktes wurden zwei „Stolpersteine“ in der Frankenberger Straße gereinigt und der ermordeten Eheleute Rosenthal gedacht.

„Uns als Polizei steht es nicht zu, politisches Handeln zu bewerten. Das ist eine der Lehren aus der Vergangenheit. Angesichts der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten oder in Armenien, der Vertreibungen in Pakistan und vielen anderen Konflikten in der Welt, fällt dies nicht immer leicht. Wir, und dafür steht auch die Stolpersteinreinigung, müssen uns jedoch stets vor Augen halten: statt für einen bedingungslosen Führerkult stehen wir für folgende Werte ein: Rechtsstaatlichkeit, Neutralität, Gleichheit und Gerechtigkeit“, betonte Udo Andres, Lehrbeauftragter an der HSPV NRW und Extremismusbeauftragter des Polizeipräsidiums Aachen.

 ​Mit Blick auf den ersten Satz darf es daher niemals heißen: „Die Feuerwehr… tat jedoch nichts, um das Feuer zu löschen – und sie tat dies unter dem Schutze der Polizei!“.

Pflege eines Ehrengrabs

Fritz Adler wurde nur 24 Jahre alt. Sechs Tage nach seinem Geburtstag wurde er im Juli 1941 in der „Landesheilanstalt Hadamar“ durch das dortige Pflegepersonal umgebracht. Sein Vergehen: er litt an einer Behinderung. Im Geiste des nationalsozialistischen Gedankengutes unterlag er damit der sognannten „Erwachseneneuthanasie“.

Das gleiche Schicksal ereilte die 18-jährige Therese Maassen. Auch ihre Angehörigen wurden vermutlich mittels eines „Trostbriefs“ über den Tod ihrer Tochter in der Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein informiert. Eine weitere zynische Art der Nationalsozialisten ihr mörderisches Tun kaschieren zu wollen.

„Rückkehr unerwünscht“ dürfte der Abschlussvermerk auf der Akte von Wilhelm Vohwinkel gelautet haben. Damit war das Todesurteil – ausgesprochen durch die Polizei – für den vorgeblich „Asozialen“ unterzeichnet. Er starb im Dezember 1942 im KZ Dachau. Als asozial galten unter anderem Bettler, Arbeits- oder Wohnungslose.

Den zuvor genannten Schicksalen und weiterer 46 Menschen wird mit einem Ehrengrab des Aachener Waldfriedhofes gedacht. Sie alle waren für das Deutsche Reich „unwertes Leben“ und hatten in der damaligen Volksgemeinschaft keinen Platz. Diese Ideologie steht den grundlegenden Idealen des Grundgesetzes vollkommen entgegen. Aus diesem Grunde wollte eine Gruppe Polizeistudierender ein Zeichen setzen: Im Beisein des Leitenden Kriminaldirektors Bollenbach, als stellvertretender Behördenleiter der Aachener Polizei, entfernten die Studierenden am 28. November 2023 Laub und Moos von der Grabstelle und legten Blumen mit Kerzen nieder. Die Aktion, die in der Freizeit der jungen Leute stattfand, soll ein „Zeichen für ihr Demokratieverständnis“ setzen.