Resilienz gegen AntisemitismusVeranstaltungsbericht

Aufnahme des Hörsaals H 1 während der Veranstaltung.
V.l.n.r.: Ludger Hiepel, Daniel Freitag und Daria Hartmann

Gemeinsame Veranstaltung des Polizeipräsidiums Münster, der HSPV NRW, Abteilung Münster, und der Universität Münster

„Erinnern tut weh. Es löst Entsetzen aus und lässt uns verstummen und aufschreien zugleich. Sich den bedrückendsten Wahrheiten unserer Geschichte zu stellen, ist unverzichtbar.“
(Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D.)


Nach dem Erfolg der ersten Veranstaltung am 15. November 2022 fand am 12. September 2023 die zweite Veranstaltung „Resilienz gegen Antisemitismus“ statt, diesmal in den Räumlichkeiten der Universität Münster (Hörsaal H1). Der gemeinsamen Einladung durch Alexandra Dorndorf (Polizeipräsidentin Münster), Prof. Dr. Johannes Wessels (Rektor der Universität Münster) und LPD Christoph Keller (Leiter der Abteilung Münster der HSPV NRW) waren etwa 800 Gäste gefolgt.

Dass die Themen Rassismus und Antisemitismus auch 78 Jahre nach Beendigung des Holocaust und nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in Deutschland immer noch aktuell sind, ist ein trauriger Befund. So hat das BKA im ersten Halbjahr 2023 bereits 960 antisemitische Straftaten registriert.

Besorgniserregend ist allerdings nicht nur die Anzahl der Straftaten. Von gleicher Relevanz sind antisemitische Vorfälle, die sich unterhalb einer Strafbarkeitsgrenze ereignen. In Nordrhein-Westfalen vergeht keine Woche ohne antisemitische Vorfälle, so wurden im Jahr 2002 beispielsweise fünf pro Woche dokumentiert.

Der Blick auf die Vorfälle verdeutlicht sowohl die Vielfältigkeit als auch die Wandelbarkeit von Antisemitismus, der bis in die Mitte der Gesellschaft anschlussfähig zu sein scheint. Durch die Auseinandersetzung mit dem Holocaust soll eine Moral- und Wertebildung stattfinden, die gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und vieles mehr immunisieren soll. Das ist auch das Ziel der Veranstaltung. Laut „Nationaler Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben“ der Bundesregierung aus dem Jahr 2022 gehören Aufklärung, Bewusstseinsbildung und die Stärkung des Engagements gegen Antisemitismus zu den Zielen der präventiven und pädagogischen Arbeit. Das Polizeipräsidium Münster, die Universität Münster und die Abteilung Münster der HSPV NRW beteiligen sich an diesen Zielsetzungen.

Im Mittelpunkt der gut besuchten Veranstaltung stand das Thema Antisemitismus und Verschwörungsmythen. Beleuchtet wurde unter anderem die Rolle der deutschen Polizei zu Zeiten des Nationalsozialismus sowie Ursprünge und Hintergründe von Antisemitismus damals und heute. Dabei wurden auch die Polizeiinstitutionen in den Blick genommen, wobei mit Kritik nicht gespart wurde.

Aufnahme der Teilnehmenden im Hörsaal H1 der Universität Münster.
Erfolgreiche Zusammenarbeit des Polizeipräsidiums Münster, der Universität Münster und der HSPV NRW, Abteilung Münster

Nach der Begrüßung durch den Prorektor für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit der Universität Münster, Professor Dr. Quante, einer Videobotschaft durch den Vorsitzenden der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel, Dani Dayan, sowie einem Grußwort durch den Abteilungsleiter der HSPVNRW in Münster, LPD Christoph Keller, referierten Julian Tsapir von der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in  Israel („Zugänge zum Thema Holocaust und Täterschaft am Beispiel einer Deportation deutscher Juden und Jüdinnen von Düsseldorf nach Riga“), Peter Römer und Naomi Roth vom Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster („Verwaltungs- und Polizeigeschichte im Zusammenhang mit Antisemitismusprävention – Was hat das mit mir zu tun?“), der Leiter des Verfassungsschutzes Nordrhein- Westfalen, Ministerialdirigent Jürgen Kayser („Antisemitismus – alter Hass in neuen Formen“), Ludger Hiepel, Daniel Freitag und Daria Hartmann von der Universität Münster („Antisemitismus und Verschwörungstheorien im Netz – Moderierter Dialog mit anschließender Diskussion“) und der Leiter des NRW Büros in Israel, Dr. Gil Yaron („Aktuelle Formen des Antiisraelismus“) zu verschiedenen Themen.

Es folgte eine Zusammenfassung der Veranstaltung und ein Ausblick durch Susanne Dittert (Kriminaldirektorin und Dozentin an der HSPV NRW), Ludger Hiepel (Rektoratsbeauftragter gegen Antisemitismus der Universität Münster) und Alexander Koch (Polizeipräsidium Münster).

Es darf als gutes Signal gewertet werden, dass die Polizei das Thema Antisemitismus in der Ausbildung großschreibt. Entsprechende Fortbildungsmaßnahmen sind ein Baustein für die Festigung der Demokratie und wichtig im Kampf gegen antiliberale Tendenzen.

Alexandra Dorndorf, Polizeipräsidentin Münster, beendete die Veranstaltung, die sich bereits jetzt etabliert hat.