Kölner Dialoge | RückschauGrundlagen polizeilichen Handelns

Prof. Dr. Christian Pfeiffer zu Gast an der Abteilung Köln. (Foto: Prof. Dr. Thomas Winschuh, FHöV NRW)
Prof. Dr. Christian Pfeiffer zu Gast an der Abteilung Köln. (Foto: Prof. Dr. Thomas Winschuh, FHöV NRW)

Grundlagen polizeilichen Handelns

Am 14. November 2018 fanden an der Abteilung Köln der FHöV NRW erneut die Kölner Dialoge statt

Es sind zwei Beobachtungen, die der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts in Niedersachen, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, zu Beginn seines Vortrags herausgreift. Zum einen der allgemeine Ruf nach mehr Autorität, mehr Stärke und härterem Durchgreifen, welcher sich in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft bemerkbar mache. Zuletzt zeigte sich eine solche Debatte auch in Bezug auf das polizeiliche Handeln in NRW unter der Frage, ob die Polizei „robuster" werden solle. Zum anderen der Vergleich zwischen den Bundesländern bezüglich ihrer Ausgaben für die innere Sicherheit, der Personalstärke bei der Polizei und der Entwicklung von Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte, wo NRW die hinteren Plätze einnehme und oftmals das Schlusslicht darstelle.

Vor dem Hintergrund dieser beiden Befunde erörtert Prof. Dr. Christian Pfeiffer im Rahmen der Kölner Dialoge im November 2018 an der FHöV NRW, Abteilung Köln, die Frage, was als Grundlage polizeilichen Handelns dienen solle. Hierzu zieht er die Theorie der prozeduralen Gerechtigkeit heran, nach welcher die Akzeptanz von Entscheidungen vor allem davon abhängig ist, inwiefern der Weg zu dieser Entscheidung (quasi die „Prozedur") als gerecht wahrgenommen wird. Vereinfacht gesagt: Haben alle fair gespielt, kann man besser annehmen, verloren zu haben, als wenn geschummelt und getrickst wurde. Ferner wird nicht nur eine einzelne Entscheidung angenommen, vielmehr steigt mit der wahrgenommenen prozeduralen Gerechtigkeit auch die Akzeptanz der Institution, die der Entscheidungsträger repräsentiert.
Pfeiffer nennt hierbei einige Beispiele aus der empirischen Forschung, bei welchen sich in Bezug auf die Akteure staatlicher Institutionen der gleiche Effekt zeigt: In Justizvollzugsanstalten, in denen Inhaftierte angeben, fair behandelt zu werden, für ihr Anliegen Gehör zu finden und das Gefühl haben, es gehe insgesamt innerhalb der Einrichtung gerecht zu, werden weniger Straftaten, insbesondere Gewaltdelikte, begangen.

Anhand von vielen empirischen Befunden und Beispielen führt Prof. Dr. Christian Pfeiffer dabei den negativen Einfluss gewaltvoller Erziehung, der Schwäche von „Macho-Gehabe" und die fatalen Folgen eines rigiden autoritären Führungsstils aus, bei welchem das Gegenüber nicht das Gefühl hat, fair und gerecht behandelt worden zu sein. Polizeiliche Entscheidungen bewegen sich häufig in Konfliktsituationen und sind meist für mindestens einen Beteiligten nachteilig. Dies ist wohl eine nicht verrückbare Tatsache. Doch auf das Wie, das heißt, wie diese Entscheidungen vermittelt und durchgesetzt werden, kommt es an. Denn hiervon hängt es ab, inwiefern das Handeln der Polizei und die hiermit repräsentierten Institutionen und Normen auf Akzeptanz stoßen.

NRW brauche, so das Fazit des Kriminologen, keinen rigiden Führungsstil bei der Polizei, sondern angesichts des eklatanten Personalmangels vor allem mehr Polizei. Wenn es dieser gelingt, fair und gerecht in den unterschiedlichen Situationen polizeilichen Handelns aufzutreten, gewinnt sie die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger und leistet einen Beitrag für eine stabile Gesellschaft.

Weitere Informationen rund um die Veranstaltung können Sie einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers vom 16. November 2018 sowie den unten beigefügten Dateien entnehmen.
Zudem liefert eine weitere Veröffentlichung von Prof. Dr. Christian Pfeiffer interessante Hintergrundinformationen: Pfeiffer, Christian (2018): Unsere Jugend. Die Beste, die wir je hatten? Centaur, 1: 44-48.